„Erleben Sie Anfeindungen im Netz?“ haben mich Studierende der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf im Landtag gefragt. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eines Seminars über politische Kommunikation beschäftigen sich insbesondere mit Hate Speech im Internet. Für mich war das ein besonders spannender und gedankenreicher Austausch.
Hasskommentare im Netz
Die Frage der Studierenden konnte ich leider mit „Ja“ beantworten. Hasskommentare und Beleidigungen finden sich auch unter einigen meiner Facebook-Beiträge. Als integrationspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion beziehe ich immer wieder Stellung zu den Themen Migration und Integration. Das ruft häufig Kritik hervor. Kontroverse Beiträge finden dabei nicht nur ein großes Echo, sondern dienen manchen Facebook-Nutzern auch als Halde für ihren Wortmüll. In erster Linie sind es Rechtsgesinnte sowie türkische Nationalisten, die ihren Hass und ihre Beleidigungen in die Kommentarspalten brüllen. Mit respektvoller Kritik haben ihre Beiträge nichts mehr zu tun.
Mut und Nerven nötig
Der Umgang mit Hasskommentaren im Netz war daher auch ein großes Thema in der Diskussion mit den Studierenden. Wer den Kampfschreibern im Netz Paroli bieten will, braucht Mut und Nerven. Viele Kommentatoren reagieren ohne jeden Respekt auf Widerspruch. Sie wollen provozieren und Reaktionen ernten, keine Debatte führen. Wer sie sachlich entlarvt, schafft zumindest für die zahlreichen Mitleser im Netz Klarheit, müht sich aber mit unbelehrbaren Schreihälsen ab. Diese Erfahrung mache ich nicht nur ich, sondern viele Nutzer in den sozialen Netzwerken.
Umgang im Plenum
Auch im analogen Leben macht der Ton die Musik. In meinen neun Jahren im Landtag nehme ich auch hier Veränderungen wahr. Der Umgangston im Plenum ist deutlich rauer geworden. Das liegt vor allem an der AfD, die keine Gelegenheit auslässt, um mit durchschaubaren Provokationen zu spielen. Die AfD-Provokateure laufen bei mir und den demokratischen Fraktionen im Landtag allerdings ins Leere. Die Mehrheit der Abgeordneten nimmt ihre Verantwortung für das Land ernst und hat plumpe Provokationen nicht nötig.
Haltung zeigen
So oder so gilt: Jeder kann Haltung und Respekt im Umgang mit anderen Menschen zeigen. Harte Debatten über streitbare Themen gehören zur Politik dazu. Das ist völlig in Ordnung. Wichtig aber ist, dass in der Sache gestritten, nicht aber persönlich angegriffen wird. Wer wirklich etwas bewegen will, hat Argumente, statt Beleidigungen im Gepäck. Der Austausch mit den Studierenden bot die Gelegenheit, um über den Umgang mit Hass und Hetze im virtuellen und realen Leben nachzudenken.