In den vergangenen Wochen habe ich meine Besuchsreihe, unter dem Motto „Respekt“, fortgesetzt. Im Gespräch mit den Vorstandsmitgliedern der 2009 gegründeten Karnevalsgesellschaft Blau-Weiße Funken aus Neukirchen-Vluyn, konnte ich einen detaillierteren Eindruck vom Vereinsalltag während der Pandemie gewinnen.
Der Austausch über die Herausforderungen und Schwierigkeiten, denen sich die Ehrenamtler stellen mussten, ist mir sowohl persönlich als auch für meine Arbeit sehr wichtig. Denn Vereine wie dieser spielen in unserer Gesellschaft eine bedeutende Rolle. Für den Einzelnen sind Sie vor allem eine Gelegenheit der persönlichen Entfaltung und Entwicklung. Für die Allgemeinheit hingegen erfüllen sie allerdings noch einen weitergehenden, gesellschaftspolitischen Zweck – Vereine fördern das soziale Miteinander und bieten den Menschen die Möglichkeit ihre Interessen miteinander zu teilen.
Doch gerade das sei von den Mitgliedern enorm vermisst worden. „In einem Verein sucht man den Kontakt zu anderen Menschen und besonders den Austausch über die gemeinsamen Interessen oder Aktivitäten.“, erklärt Michelle Jochems, ehrenamtliche Trainerin im Bereich der Kinder- und Jugend Tanzgruppen. Neben dem regelmäßigen, gemeinsamen Tanztraining habe ihr das Feedback des Publikums bei Auftritten gefehlt. „Die Begeisterung und Unterstützung der Menschen zeigt einem immer wieder wofür man das Ganze macht – ohne diese Bestätigung war es manchmal schwer die nötige Motivation aufzubringen um dieses Ehrenamt weiter zu verfolgen“, so Jochems.
Ein noch viel schwerwiegenderes Problem stellte zugleich die finanzielle Situation dar, da die regelmäßigen Einnahmen durch Veranstaltungen und Mitgliedsbeiträge wegfielen. Währenddessen blieben die Ausgaben jedoch gleich oder sind teilweise gestiegen. Ich musste feststellen, dass gerade die kleinen Vereine, wie hier aus der Umgebung, aktuell hinsichtlich ihrer Finanzierung in einer besonders schwierigen Situation sind. Bedauerlicherweise zieht das Ehrenamt gegenüber wirtschaftlicher Tätigkeiten immer wieder den Kürzeren.
„Hinzu kommt, dass die bürokratischen Schritte für den Erhalt finanzieller Hilfen der Regierung, nicht nur undurchsichtig, sondern auch sehr zeitintensiv für uns als ehrenamtlich Tätige sind“, berichten Astrid Fibich, Vizepräsidentin und Dirk Halfmann, Präsident der Funken in Neukirchen-Vluyn. Sie sind sich darüber einig, dass die Vereinslandschaft und das Ehrenamt von der Politik stark vernachlässigt worden sind. Halfmann bedauert die Entwicklungen: „Ich hätte mir gewünscht, dass zumindest die Unterstützung gekommen wäre, die uns von der Regierung versprochen wurde.“
Statt schneller und unbürokratischer Hilfen haben die Vereine zeitaufwendige und undurchsichtige Verfahren präsentiert bekommen. Daraus resultieren noch mehr Unsicherheit und der Verlust des Vertrauens in die Politik. Dabei sollte gerade die Politik in Krisenzeiten klare Aussagen machen und die versprochene Unterstützung bieten, statt die Situation für die Betroffenen zu verkomplizieren. Vor allem aber ist es wichtig, dass der Wert ehrenamtlichen Engagements anerkannt wird, damit dieser wichtige Baustein einer funktionierenden sozialen Gesellschaft gefördert und stabilisiert werden kann.